Archiv für den Monat: Dezember 2016

Wie kann man einen Bus verlieren?

Diese Frage stellt sich anhand der Nachrichten aus der letzten Verbandsversammlung der Dadina, wie sich die „Darmstadt-Dieburger- Nahverkehrsorganisation“ gerne nennt. Nun, wenn man z.B. wertvolle Dinge eine zeitlang unbeaufsichtigt irgendwo stehen lässt, kann schon mal ein Langfinger sich der Sachen bemächtigen, aber einen Bus?

Nein, im Ernst, hier ist gemeint, dass eine Buslinie, nämlich die K85 von Niedernhausen nach Darmstadt nun die Umgehungsstrasse um Reinheim herum nutzen solle, und dadurch eben die Haltestellen im Stadtgebiet und in Spachbrücken nicht mehr angefahren werden.

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Macht hoch die Tür

Alle Jahre wieder zur Weihnachtszeit, wenn es draussen ungemütlich stürmt und schneit, versammeln sich 37 wackere Männlein und Weiblein in einem wohltemperiertem Raume, und geben sich einem seltsamen Ritual hin. Ihr Anführer, er throhnt seines Amtes würdig hoch oben auf einem Podest,  wirft magische Zahlen und Worte in den Raum, und wie von Geisterhand gesteuert, erheben sich mal hier, mal dort, Hände in die Höhe.

Doch was hat es auf sich mit diesem Spektakel, das einige staunend blickende Zuschauer verfolgen? Ist es eine religiöse Veranstaltung? Werden hier Opfer gebracht für heidnische Götter? Nein, mitnichten!

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Verkehrskonzept Reinheim

Über Umgehungsstraßen, LKW-Lärm, Tempolimits und den ÖPNV

Am 5. November 2013 wurde die B 38 Umgehung um Reinheim eröffnet. Zeit für einen Rückblick:

Ergebnisse städtischer Verkehrszählungen: Stündlich gemittelte Durchschnittswerte aus jeweils mehrtägigen Zählungen von 7:00-9:00, 11:00-13:00 und 16:00-18:00; Addition beider FahrrichtungenQuelle: Ordnungsamt Reinheim, siehe auch http://reinheim-ohne-lkw.de/sites/info/verkehrszaehlungen/verkehrszaehlungen.html
Noch im Herbst Anfang 2017 werden neue, umfangreiche Verkehrszählungen von Hessen Mobil erwartet, da die letzte Lärmkartierung noch von vor der Umgehung stammt.https://mobil.hessen.de/sites/mobil.hessen.de/files/content-downloads/VM_2010_Kreis_Offenbach_Kreis_Darmstadt_%5BPDF__1,9_MB%5D_0.pdf, 11.08.2016

Die Zählungen zeigen einen erstaunlich geringen Rückgang nach 2013. Die Auswirkungen dieses Rückgangs schlagen sich in den Luftmesswerten der (ehemaligen) Messstation an der Sparkasse etwas deutlicher nieder:

Monatliche Durchschnittswerte der Luftmessstation an der Darmstädter Straße 24, Fortsetzung durch kleine NO2-MessboxQuellen: Hessisches Landesamt für Naturschutz, Umwert und Georogie (HLNUG) und Ordnungsamt Reinheim, siehe auch http://reinheim-ohne-lkw.de/sites/info/luft/luft.html

Der hier deutlichere Rückgang lässt sich wie folgt erklären: Der Energieverbrauch innerorts setzt sich maßgeblich aus Beschleunigungs- und Leerlaufleistung zusammen; Roll- und Luftwiderstand spielen bei den zumeist übermotorisierten Fahrzeugen und niedrigen Geschwindigkeiten nur eine untergeordnete Rolle.Vgl. https://www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/377/dokumente/steven-veroeffentlichung.pdf (28.08.2016): Folien 28 und 29 zeigen den Zusammenhang zwischen Geschwindigkeit und Verbrauch/NOx-Ausstoß. Aufgrund der hohen Leerlaufleistung ist ein klarer Rückgang mit zunehmender Durchschnittsgeschwindigkeit erkennbar. Sinnvoll im Sinne der Emissionen sind Tempolimits dort, wo die Durchschnittsgeschwindigkeit durch das Limit nur gering ansteigt. Vor Eröffnung der Umgehung war die Transportkapazität der Straße insbesondere im Bereich der Messstation oft überschritten (Stau). Das heißt: Große Anzahl an Fahrzeugen auf der Straße und hohe Leerlaufleistungen bei trotzdem eher niedrigem Durchsatz an Fahrzeugen (wie in ersterer Zählung erfasst).

Der ebenfalls eingezeichnete Grenzwert von 40 µg/m³ für NO2 und PM10 darf hier nicht als Unbedenklichkeitsschwelle missverstanden werden. Der Grenzwert regelt, dass bei anhaltender Überschreitung Maßnahmen zur Verbesserung der Luftqualität zwingend notwendig werden. Auch zeigt das Diagramm nur monatlich gemittelte Werte; stündlich gemittelte Werte steigen zu den Hauptverkehrszeiten weiterhin bis auf das Doppelte der Grenzwerte an.

Zuletzt ein Blick auf die Unfallstatistik:

Unfälle entlang der B 426 in Reinheim vor und nach Eröffnung der UmgehungQuelle: Anfrage an Polizeidirektion Darmstadt-Dieburg, siehe auch http://reinheim-ohne-lkw.de/sites/info/unfallstatistik/unfallstatistik.html

Seit Eröffnung der Umgehung ist die Anzahl an Unfällen generell gesunken, der durchschnittliche Schaden pro Unfall aber gestiegen. Das lässt sich wie folgt erklären:

Solche Unfälle mit nur minimalem Schaden, wie sie vor Eröffnung der Umgehung oft im Bereich der unteren Darmstädter Straße passiert sind, sind erheblich zurückgegangen. Unfälle mit höherer Schadensklasse sind hingegen nicht zurückgegangen, sondern sogar leicht angestiegen. Dass durch die Umgehung die Gefährdung somit sogar größer geworden sein könnte, kann aufgrund der kleinen Stichprobengröße nicht geschlussfolgert werden.

Im betrachteten Zeitraum gab es keine tödlichen Unfälle; ein prinzipielles Sicherheitsproblem liegt in Reinheim nicht vor. Einzig die Abzweigung Bahnhofstraße – Ueberauer Straße fällt in der Statistik auf, da Verkehrsteilnehmer entlang der Bahnhofstraße die abknickende Vorfahrt missachten.

Problem: Belastung durch LKW

Entlang der im Ort verbleibenden B 426 klagen Anwohner vermehrt über LKW und damit verbundenen Lärm und Erschütterungen. Ein erhebliches Problem durch LKW entlang der B 426 können die Zählungen der Stadt nicht bestätigen; was aber an der geringen Stichprobengröße liegen kann. Noch Ende dieses Jahres werden wesentlich umfangreichere Zählungen durch Hessen Mobil erwartet. Die Schließung der Darmstädter Innenstadt für LKW sowie die Eröffnung des Lohbergtunnels legen nahe, dass die Belastung durch LKW in Reinheim in den letzten Jahren stetig gestiegen ist. Nicht nur der Kirchturm in der Kirchstraße wird/wurde durch Erschütterungen beschädigt; die LKW sind für Anwohner ein Problem. Zur Lärmbelästigung tragen Autos und Motorräder mit extra-lautem Motorengeräusch und folglich geringem Wirkungsgrad allerdings nicht weniger bei.

Als erste Maßnahme fordern wir die Anordnung von T 30 für LKW; die Fahrzeitverlängerung von T 30 / T 50 wäre in Reinheim wesentlich geringer, als das Verhältnis 50 / 30 und für die Industrie zumutbar.

Aussicht: B 426 Umgehung

In der Woche vor der Wahl brachte Bürgermeister Hartmann die Möglichkeit auf eine weitere Ortsumgehung für die B 426 in Diskussion. Diese findet sich seither im Bundesverkehrswegeplan 2030 im erweiterten Bedarf und würde vom Kreisel zwischen Reinheim und Spachbrücken bis zur bestehenden B 426 bei Ueberau führen. Das geplante, etwa 1,8 Km lange Streckenstück würde planmäßig 6,6 Millionen Euro kosten. Ob überhaupt und wann mit einem Baubeginn zu rechnen ist, ist noch völlig offen.

Die Verkehrszählungen zeigen jedoch, dass trotz Umgehung die B 426 nicht zur Hauptverkehrsader in Reinheim geworden ist. Der Rückgang an Verkehr war bei der bestehenden Umgehung schon niedriger als erhofft. Prinzipiell gilt, dass eine Region mit dem Bau neuer Straßen immer zusätzlichen Verkehr anzieht. Auch würde die B 426 Umgehung das Naturschutzgebiet Reinheimer Teich tangieren und das Wachstum der Stadt eingrenzen.

Mit Blick auf die hohen Baukosten, die lange Wartezeit und die möglicher Weise nicht zufriedenstellenden Ergebnisse sehen wir eine weitere Umgehung eher kritisch.

Umgestaltung Innenstadt

Wesentlich zeitnaher wird eine Umgestaltung der unteren Darmstädter Straße erfolgen. Grund sind Wartungsarbeiten an der Kanalisation sowie eine notwendige Erneuerung des Asphalts. Bei dieser Gelegenheit sind auch Umgestaltungen vorgesehen. Bisherige Pläne basieren auf einem Innenstadtentwicklungskonzept und sehen keine grundlegenden Veränderungen vor.

So etwa wird der Bahnübergang wohl bleiben, wie er ist – von den Verantwortlichen heißt es, es seien schon alle Möglichkeiten, den Bahnübergang betreffend, untersucht worden. Einen abschließenden Bericht hierzu haben wir nicht finden können.

Fuß- und Radwegenetz

Immer wieder zu kurz kommen Investitionen in Fuß- und Radwege. Es werden Unsummen für den Bau einer in vielerlei Hinsicht fragwürdigen Park-and-Ride-Anlage investiert aber dabei eine Treppe am Ende der Parkplätze zur Georgenstraße vergessen. Im Bereich Hahner Straße fehlt es an einer Möglichkeit, über die Gleise Richtung Mühlberg zu laufen. Viele Bereiche der Stadt sind spürbar für Autos konzipiert. Das alles trägt dazu bei, dass nur wenige Reinheimer für innerörtliche Wege auf das Auto verzichten. Daraus resultieren viele der Probleme im Bereich Infrastruktur.

ÖPNV – Änderungen an Buslinien

Lohnenswert ist zuletzt noch ein Blick auf die Pläne der Dadina. 2017 soll die Buslinie K 85 durch Rossdorf führen, dafür aber Spachbrücken und Reinheim nicht mehr anfahren. Ersetzt wird sie durch zusätzliche Busse auf der Linie K 55, welche dann bis 0:30 fahren und ärgerliche Lücken im Fahrplan nach Darmstadt schließen soll. Die Fahrzeitverlängerung durch Rossdorf belaufe sich laut Dadina auf nur 3 Minuten; trotzdem bevorzugen viele Pendler nach Darmstadt den im Moment noch schnelleren K 85. Georgenhausen und Zeilhard werden für die längere Fahrzeit mit zukünftig 3 Bussen pro Stunde entschädigt; Spachbrücken bekommt mit dem Wegfall von K 85 einen gewissen Nachteil, auch wegen der Verbindung nach Groß-Bieberau.

Bei Mitfinanzierung durch Reinheim könnte die DADINA eine Schnellbuslinie Reinheim-Spachbrücken-Darmstadt anbieten; im Hinblick auf den Haushalt eine schwere Entscheidung. Die Reinheimer Stadtverordnetenversammlung setzt auf das Land als Geldgeber und möchte den Plänen ohne die Schnellbuslinie nicht zustimmen. Es ist jedoch normal, dass Kommunen den ÖPNV mitfinanzieren. Im Vergleich hält sich Reinheim an dieser Stelle sehr zurück.

DDoS Angriff auf die B426?

Was ist denn ein DDos Angriff, wird man sich fragen:

Nun, wer die Durchfahrt von Wembach-Hahn auf der B426 Richtung Ober-Ramstadt kennt, weiss von der Engstelle im Ortskern. Dort ist auch ein kleiner Bürgersteig und nun wurden dort, zum Schutz der Fussgänger, rechts und links Poller aufgestellt. Es soll verhindert werden, dass LKW auf den Bürgersteig fahren, wenn sie sich begegnen.

Dieses Ziel wird erreicht, allerdings mit der Nebenwirkung, dass sich der Abend-Verkehr nun bis nach Ober-Ramstadt zurückstaut, und die Pendler sich verwirrt die Augen reiben.

Soll das jetzt jeden Tag so werden?

Ach, DDoS meint eine „absichtlich herbeigeführte Serverüberlastung“, in unserem Falle eben eine Überlastung der Bundesstrasse durch absichtlich aufgestellte Poller. Ein DDoS Angriff war es also nicht, aber eine gewollte Verschlechterung des Durchsatzes oder der Kapazität dieses Strasse. Und die Umgehung für Wembach-Hahn kommt erst in ein paar Jahren…

 

Update 21:00 Uhr, die Zeitung meldet, die Poller seien am Abend teilweise wieder abgebaut worden. Die Zeitung schreibt ausserdem der Stau habe um 16:30 begonnen, das kann ich nicht so sehen, da ich schon gegen 14 Uhr dort vorbei gefahren bin, und den Stau, natürlich in kleiner Form, dort gesehen habe, Gegen 16:30 waren die Bauarbeiten beendet, das habe ich ebenfalls mitbekommen.

Hier dier Link zum „Darmstädter Echo“

 

 

 

Das Profil schärfen

Das Thema „Soziale Stadt“ wurde im Parlament mit der Mehrheit der Koalition ad acta gelegt. Warum? Weil es nach Meinung der SPD und Grünen keine sozialen Brennpunkte gibt? Muss es aber auch gar nicht. Details, zu diesen Programm, wo es bereits realisiert wird (zB Groß-Zimmern, oder im Pallaswiesen / Mornewegviertel in Darmstadt) finden Sie hier.    

Im Koalitionsvertrag sah das Ganze noch anders aus, dort sprach man wie folgt:

„Neues Wohnen in alten Quartieren und der Erhalt der örtlichen
Infrastruktur wird durch Beratungsleistungen gefördert, die von der
Stadt angeboten und finanziert werden.“

Alles nur leere Worthülsen?    In diesem Zusammenhang fallen mir da die Worte des ehemaligen Tagesthemen Moderators Ulrich Wickert ein, der da neulich sagte, die Erstarkung der rechtspopulistuschen  Parteien in Europa sei nicht zuletzt auf eine immer weitere Vereinheitlichung der Profile der Volksparteien zurückzuführen. Die würden letztlich das Profil verlieren, mit dem sie vor vielen Jahren gegründet wurden. Die SPD ist aus einem Arbeiterverein hervorgegangen, sie war eine Interessensvertretung eben dieser Menschen.

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