Notunterkunft als Dauerwohnung?

Die städtischen Notunterkünfte in Reinheim sind teilweise anders als bisher von Bürgermeister Hartmann dargestellt Dauerwohnungen, in denen die Bewohnerinnen und Bewohner in der Regel mehrere Jahre untergebracht sind. Darauf weist Gerda Ackermann, Stadtverordnete des Reinheimer Kreises und Mitglied im Sozialausschuss hin.

Wie aus der Antwort des Bürgermeisters auf eine Anfrage der Fraktion „Reinheimer Kreis+FDP“ hervorgeht, liegt der aktuelle Durchschnitt der „Einweisungsdauer“ bei rund drei Jahren. Zwei Personen sind sogar länger als acht Jahre darin untergebracht, die aktuell längste Einweisung begann am 01.10.2006. Das ist kein Einzelfall, denn zwei weitere Personen sind fünf bzw. vier Jahre dort untergebracht.

Laut Bürgermeister Hartmann „kann man in der Regel von einem Unterbringungszeitraum von mehreren Monaten bis zu … zwei Jahren ausgehen.“ „Das ist eine unhaltbare Situation!“, kritisiert Gerda Ackermann. „Notunterkünfte sollen eigentlich nur kurze Zeit bewohnt werden, eben für die Zeit der ´Not´. Keinesfalls dürfen sie Dauerwohnungen werden.“ Es sei völlig unverständlich, weshalb die Stadt diese Menschen offenbar in den Notunterkünften ablege, ohne wenigstens den Versuch zu machen, ihnen wieder auf die Beine zu helfen. „
Es wird immer deutlicher: In Reinheim fehlt eine wirksame Sozialarbeit.“, resümiert Gerda Ackermann. Es verdichte sich auch, dass es notwendig sei, die Notunterkünfte zu sanieren bzw. zu ersetzen. Ein sehr gutes Beispiel sei das kleine städtische Haus Teichweg 17, in das laut Bürgermeister Hartmann erstaunliche sechs (!) Menschen eingewiesen werden können. Dem gegenüber sei die Situation in dem deutlich größeren Gebäude in der Oberen Straße in Ueberau geradezu als luxuriös zu bezeichnen. Dort können bis zu 10 Personen Platz finden. „Es wird Zeit, dass sich hier grundsätzlich etwas ändert und dass Reinheim wieder sozialer wird.“ kündigt Ackermann weitere Aktivitäten des Reinheimer Kreises an.
Wolfgang Krenzer

6 thoughts on “Notunterkunft als Dauerwohnung?

  1. Städtische Notunterkünfte in Reinheim!

    Ich widerspreche vehement, in diesem Bericht, gemachten Ausführungen. Hier werden unseriöse Beweggründe, Täuschungs– und Verschleierungsabsichten gegenüber der Reinheimer Sozialarbeit dargestellt. Mit den im Artikel gemachten Aussagen, möchte der Reinheimer Kreis + FDP – mit falschen Argumenten – gezielt Einfluss auf die öffentliche Meinung nehmen.

    Ihnen vom Reinheimer Kreis + FDP ist doch bestimmt auch bekannt, dass ein Obdachloser, der mit Wissen einer Behörde – und freiwillig – in eine Obdachlosenunterkunft aufgenommen worden ist, der kann gegen seinen Willen nur mittels einer Räumungsverfügung oder Umsetzungsverfügung zwangsweise aus der Notunterkunft entfernt werden.

    Wer nicht gewillt ist sich helfen zu lassen um in ein normales Leben zurück zu finden, den kann nicht einmal die angebotene Hilfe dazu bewegen. Diese soziale Hilfe, ist hier in Reinheim von der Stadt und von kirchlicher Seite genügend gegeben.

    1. Es geht doch nicht darum, jemanden „zwangsweise“ aus der Notunterkunft rauszuwerfen, es geht darum mittels „aufsuchender Sozialarbeit“ die Menschen aus der Lethargie zu wecken, und die eigenen Lebenskräfte zu mobilsieren.

      Dieses Thema wird von der SPD in vielen Kommunen bereits unterstützt. Man gebe nur in die Suchmaschine seines Vertrauens eben diese Begriffe ein, und schon sieht man was sich landauf, landab in diesem Thema abspielt.

      Prävention, Vernetzung der sozialen Systeme, Integration von Angeboten, aufsuchende Sozialarbeit, Motivation von Beschäftigten und Betroffenen sind die Stichworte einer sozialen Kommunalpolitik, die auf Dauer nicht einmal teurer wird. „Das defizitäre Denken der Politik statt sinnvoller Prävention verhindert das Bemühen, die ‚Bildungskommune‘ aufzubauen“, meinte Heinz Hilgers, Präsident des Kinderschutzbunds und Bürgermeister der Stadt Dormagen. Das gilt sowohl für einzelne Betroffene als auch für ganze Stadtteile: Ihre soziale Stabilisierung muss als öffentliche Aufgabe betrachtet werden.

      Dieses Zitat ist der Zeitschrift Demo entnommen.

  2. Hierzu haben wir nun folgenden Antrag zusammen mit der DKP in die Stadtverordnetenversammlung eingebracht:

    Die Reinheimer Stadtverordnetenversammlung beauftragt den Magistrat, zu prüfen, wie ab 2016 das Instrument der „Aufsuchenden Sozialarbeit“ auf alle Altersgruppen in der Stadt ausgedehnt und dauerhaft genutzt werden kann.

    Insbesondere ist zu prüfen, wie durch verstärkte gezielte sozialpädagogische Unterstützung Obdachlosigkeit im Vorfeld verhindert oder so schnell wie möglich beendet werden kann. Entweder durch eine zusätzliche Kraft im Sozialamt oder durch Nutzung externer fachlich qualifizierter Dienstleister soll es Aufgabe der „Aufsuchenden Sozialarbeit“ sein, sich aktiv an Menschen mit speziellen Problemlagen zu wenden und zu versuchen, ihre Lebenssituation zu
    stabilisieren, um anschließend gemeinsam Wege zu suchen, wie sie wieder in die Gesellschaft integriert werden können.

    Die Fachkraft oder der Externe Dienstleister sollen eng mit dem vorhandenen „Streetworker“ zusammenarbeiten, der diese Arbeit bereits für die Zielgruppe Kinder und Jugendliche erfolgreich ausübt.

  3. Entgegen Ihren Darstellung, ist in Reinheim die Sozialarbeit auf einen professionellen Umgang mit Menschen aufgestellt, die auf der Straße leben oder im Park aber auch in den Sozial- bzw. Obdachlosenunterkünften. Auch die kirchlichen Aktivitäten hier in Reinheim sind da sehr engagiert. Es wird nicht darauf gewartet, dass Gestrauchelte jemandem in seinem Büro aufsuchen, sondern man geht dorthin, wo diese Menschen sind. Dies ist die Aufgabe der Reinheimer und kirchlichen Sozialarbeit.

    Regelmäßig werden diese Menschen aufgesucht. Sie in ein bürgerliches Leben zurückzubegleiten, das gelingt keineswegs immer. Sozialarbeiter müssen solche Situationen aushalten können. Es wird von der Kommune viel versucht, um Menschen wiedereinzugliedern, aber manchmal geht das nicht.“

    Das was die Gruppe RK+FDP immer mehr versucht reale Probleme mit Symbolpolitik zu lösen. Ich habe es mal sehr gelinde ausgedrückt. Die Aufgabe heißt nicht man schreibt Anträge oder Artikel, wie es der RK+FDP macht, sondern: Reinheimer Sozialmittarbeiter stehen Menschen in einer riskanten Phase ihres Lebens zur Seite. Diese sind da, wenn wenn man sie braucht.. Entgegen der Ansicht vom RK+FDP erfüllt die Stadt Reinheim – mit den dafür ausgebildeten Mitarbeitern – diese absolut notwendige und unverzichtbar gesellschaftliche Aufgabe.

  4. Der Reinheimer Kreis (RK) hat weder behauptet, die Sozialarbeit wäre unprofessionell, noch zu wenig engagiert. Aber leider löst sie die realen Probleme nicht ausreichend. Vielleicht liegt das auch daran, dass im Sozialamt zuwenig Personal beschäftigt ist? Man kann natürlich, wie es der „Bürger“ macht, dem RK vorwerfen nur „Symbolpolitik“ zu machen. Aber werfen wir mal einen Blick über den Tellerrand und fragen, was die wirklich Betroffenen machen. Lassen wir mal die „Reinheimer Erwerbslosengemeinschaft“ (REGE) zu Wort kommen.

    Lesen Sie hier deren Meinung über die aktuelle Lage in Reinheim

  5. Wenn man diese Artikel von Fr. Ackermann und die Aussagen vom Reinheimer-Kreis+FDP und der REGE liest, könnte man schon meinen, die Sozialarbeit von Reinheim wäre unprofessionell und zu wenig engagiert. Das würde aber dem widersprechen was die REGE in der Veröffentlichung im Odenwälder-Volksblatt und in hier vom RK+FDP eingestellten Bericht schreibt. Zitat aus dem Odenwälder-Volksblatt :
    „ Man warf der Kreisagentur für Beschäftigung vor, sie würden nur sehr unvollständig die im § 14 des SGB I vorgeschriebene Beratung der Hartz IV Empfänger einhalten. Man sagte, die Verantwortlichen der Stadt Reinheim gäben sich zwar Mühe, verwiesen aber bei dem Problem SGB II oder SGB XII auf die Verantwortlichkeit des Landkreises.“
    Nach Aussage der REGE im Odenwälder-Volksblatt liegt das Problem doch auch nicht bei der Sozialbehörde in Reinheim, sondern beim Kreis. Man schreibt dort richtigerweise, dass es nicht nur in Reinheim Probleme finanzieller Art für Harz IV Empfänger auftreten.

    Herr Krenzer Sie schreiben zu recht „werfen wir mal einen Blick über den Tellerrand“ beim genauen Lesen zeigt sich doch, das die Stadt und damit die Verantwortlichen für Sozialangelegenheiten hier in Reinheim keine Möglichkeit des eingreifens haben bei – dass will nicht abstreiten – sehr schwierigen und problematischen Fällen diese zu bearbeiten bzw. Geldmittel zur Verfügung zu stellen. Abstreiten möchte ich auch nicht, dass die angesprochenen Missstände gelöst werden müssen, aber doch nicht hier von Reinheim sondern von der zuständigen Behörde vom Kreis. Hilfe in Form von Beratung an welche zuständige Stelle sich gewendet werden muss, wird von Reinheim und den für Sozialhilfe Zuständigen doch geleistet.

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