Breitband, aber bitte nicht so schnell

Langsam kommt er in die Gänge, der Wahlkampf um den Bürgermeisterthron. Die Kandidaten haben nun ihren zweiten Hochglanzflyer dem geschätzen Wahlvolk in den Briefkasten werfen lassen. Die Story über das „Schnelle Internet für alle“ des Amtsinhabers  lässt allerdings schon ein gewisses Grauen aufkommen.

Da wird allen Ernstes behauptet, es war gut nicht schon früher eine Option  zu nutzen um das DSL in die unterversorgten Stadtteile zu bringen. Und das wird dann noch bewusst vermischt mit der Tatsache, dass ein Angebot über 40 Mio für den Ausbau im gesamten Landkreis vorlag.  Richtig war vielmehr, dass von der CDU schon viele Jahre der Ausbau angemahnt wurde, jedoch vom amtierenden Bürgermeister viele Jahre nicht richtig ernst genommen wurde. Es gab vor vielen Jahren ein Angebot der Telekom, die unterversorgten Stadtteile für 300.000 € ans Netz zu hängen, das wurde aber von der SPD/Grünen Mehrheit abgelehnt.

Damals fehlte nämlich die Weitsicht, einen zeitgemässen Internet-Anschluss als Wettbewerbsfaktor der Gemeinden untereinander zu erkennen. Und zwar einmal für Gewerbeansiedlung  zum Beispiel im Dienstleistungssektor;  Und zum anderen als Argument für Menschen unter 40 Jahren,  Reinheim als ihren Wohnort zu wählen.

Die Stadt Darmstadt wächst die letzten Jahre ungebremst, sogar der Landkreis profitierte hiervon mit leicht  zunehmenden Einwohnerzahlen; Alleine die Zahl der Einwohner Reinheims nimmt ständig ab. Besonders betroffen sind hier die Menschen unter 40 Jahren, während die Zahl der über 50jährigen steigt.

Betrug die Anzahl der 20 bis 40jährigen Reinheimer im Jahre 2000 noch ca 5.100 so sank deren Zahl im Jahre 2013 auf 3.200.  Diese Menschen sind die (potentiellen) Eltern der Kinder, die dann natürlich auch in Kindergärten, Schulen und Vereinen fehlen.

Natürlich gibt es nicht nur einen Punkt, an dem man die Wohnortwahl festmachen kann, aber ein Mosaiksteinchen von vielen ist der Internetzugang allemal, und zwar ein Wichtiges.

Diese Tatsachen stehen nicht im Hochglanzflyer, und ob hier ein Zusammenhang mit der Breitbandversorgung besteht? Man macht sich so seine Gedanken.

Dass im Flyer 50 MB mit 50 Mbit/s verwechselt wird, mag man unter diesen Umständen dann doch als Flüchtigkeitsfehler ansehen.

 

 

Wolfgang Krenzer

4 thoughts on “Breitband, aber bitte nicht so schnell

  1. Guten Tag alle miteinander, Herr Krenzer, ich glaube was Herr Meier schreibt, bezieht sich sehr wahrscheinlich auf das von ihnen geschriebene. Sie deuten hier für den Leser ein furchtbares Horrorszenario an. Das mag faktisch richtig sein. Aber gegen die allgemeine Landfluch gerade junger Menschen in die Großstädte ist doch genauso Fakt. Gerade der starke Trend zu Single-Haushalten begünstigt diese Entwicklung. Was sucht ein junger Single in einer Landkommune? Daran ist allerdings nicht die Qualität der Internetanschlüsse sondern die allgemeine Rahmenbedinungen wie Ausgehmöglichkeiten, Museen, Theater, Kinos, Cafes und Kneipen etc.
    Das alles kann eine Kommune wie Reinheim gar nicht bieten.
    Was mich allerdings mindestens genauso wundert, ist die Feststellung, welche Sicht sie auf die Thematik Internetanschluss heute an den Tag zeigen. Um wieder Herrn Meiers Beitrag einzubeziehen, sind wir da wohl schon bei der Wut angekommen, den ich auch im Allgemeinen beim Reinheimer Kreis beobachten kann. Noch am 13. März 2012 hielten sie in der Reinheimer Stadtverordnetenversammlung eine Rede, die diesen Weg des Landkreises und der Landkreiskommunen, sprich des Landrates und der Bürgermeister der kreisangehörigen Kommunen lobten: „Breitband für den Landkreis“ – Rede von Wolfgang Krenzer vom 13.3.2012
    Damals erläuterteten sie sehr genau, warum Reinheim sich nicht mehr dem Projekt des Odenwaldes anschließen konnte und warum eine privatwirtschaftliche Lösung, die nur die Stadt anpacken würde auch nicht sinnvoll ist.
    Sie argumentierten damals eindeutig für diesen Weg. Ebenso gibt es auch weitere Äußerungen beispielsweise aus 2010, in denen sie sogar den status quo lobten. So zum Beispiel am 07. Juni 2010. Ich zitiere: „Ein Freund hat in Zeilhard das Medianetangebot angenommen und ist soweit ich das mitbekommen habe, zufrieden.
    Ich selbst surfe in Ueberau mit 3 Mbit/s und konnte das Endspiel der Champions League online verfolgen, die Bilder waren vielleicht etwas ruckelig, aber es ging.“

    Herr Krenzer, was ist in den letzten Jahren passiert, dass sie ihre Sicht so geändert haben? Für mich gibt es zwei Möglichkeiten. Entweder nähern sie sich einem fortgeschrittenen Stadium der Demenz an. Das wären sie zumindest für das hier geschriebene nicht persönlich mehr verantwortlich zu machen.
    Oder sie sind schlichtweg nicht glaubwürdig: Denn entweder haben sie damals nicht ihre eigentliche Haltung vorgebracht oder sie machen heute Propaganda bei gleichzeitigem Verschweigen ihrer eigenen Verantwortung bei dieser Thematik. Waren sie nicht das Fraktionsmitglied, was nahezu immer die Position der SPD-Fraktion in Debattenbeiträgen darstellte? Waren sie nicht das Fraktionsmitglied, was sich im besonderen Maß mit dem Thema beschäftigte und die Position der SPD mitentwickelte oder auch nach innen und nach außen mitformte?
    Herr Krenzer sie selbst waren Teil der damaligen „SPD/Grünen Mehrheit“. Ich habe in dieser Zeit nie erfahren können, dass sie jemals bei diesem Thema abweichend zu dieser Mehrheit gestimmt hätten. Sie haben alles immer mitgetragen.
    Wie können sie sich daher jetzt hinstellen und sich über das alles dermaßen mokieren als hätten sie damit nie was zu tun gehabt. Das ist nicht nur unglaubwürdig. Aber das bestätigt nur meinen Eindruck vom Reinheimer Kreis.

  2. Hallo Herr Müller,
    ich kann Sie beruhigen, das Stadium der fortgeschrittenen Demenz habe ich (noch) nicht erreicht, jedenfalls kann ich mich noch an Dinge der näheren Vergangenheit gut erinnern. Allerdings sind ja gerade die dementen Personen der Meinung, sie hätten genau diese Erkrankung nicht, aber das ist ein anderes Thema.

    Ich kann auch nicht erkennen, dass ich ein „Horrorszenario“ aufgebaut hätte, noch dass ich meinte Singlehaushalte, die das städtische Leben bevorzugen in die Reinheimer Provinzidylle zu locken versuche. Ich habe lediglich festgestellt, dass die Zahl der Menschen zwischen 20 und 40 Jahren rapide gesunken ist. Erstens habe ich hier nicht von „Singles“ sondern Menschen gesprochen und zweitens habe ich den Internetanschluss als ein „wichtiges Mosaiksteinchen“ in der Wohnortwahl bezeichnet.

    Dann zitieren Sie meine Rede aus dem Jahre 2012 zum Thema, da ging es um den Beitritt Reinheims zu dem Landkreisprojekt „Schnelles Internet“. Es ist richtig, dass ich damals für den Beitritt Reinheims geworben habe, und dazu stehe ich selbstverständlich heute noch. Zum damaligen Zeitpunkt hatte sich kein Provider bereit erklärt die „ländlichen Gemeinden“ im Landkreis ans Glasfasernetz anzuschliessen und die Initiative des Landrates war die bestmögliche Lösung.

    Das heisst aber nicht, und darauf will ja der Kandidat in seinem Flyer hinweisen, dass es VORHER nicht schon andere Lösungen gegeben hätte, die Stadtteile besser zu versorgen. Der Landkreis Odenwald hat das ja Jahre zuvor schon durchexerziert, die Stadt Reinheim hat das Thema meiner Meinung nach lange ausgesessen.

    Wenn ich im Jahre 2010 meinte, die Geschwindigkeit sei ausreichend, so mag das für die damalige Zeit richtig gewesen sein, aber wir wissen doch alle, wie schnell sich die Dinge gerade in diesem Thema weiterentwickelt haben, wer hatte in 2010 in Reinheim einen facebook account, und wer heute?

    Ich nehme es auf meine Kappe, dass ich damals in der SPD zuwenig für die Sache gekämpft habe. Ob ich allerdings die Chance hatte mit meiner Meinung auf offene Ohren zu stossen, daran habe ich meine Zweifel. Und diese werden durch das Statement: „Statt auf den erstbesten und teuren Zug aufzuspringen…“ und der damit verbreiteten Meinung „vor 2015 ist der Ausbau nicht notwendig, wir machen den Ausbau rechtzeitig“ bestimmt nicht kleiner.

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